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Teil 3


Wir sausen Richtung Mudumu Nationalpark, ertragen den vielen Starkregen und nisten uns wegen letzterem auf dem Camp der Namushasha Lodge ein. Die Preise sind recht hoch, das Camp recht einsam. Alles ist nass und es tröpfelt weiterhin. Wir hocken unter unserer Plane und haben zumindest ein wenig Aussicht über den Kwando und seine Wasser- und Schilfflächen. Doch gemütlich ist es nicht wirklich. Es kann nur besser werden.

Uwe schwärmte schon im Vorfeld vom Mudumu Nationalpark, ich bin gespannt, was von all’ der Schwärmerei bezüglich Landschaft und Tieren zu sehen sein wird. Das Entrance-Gate ist schon mal unbesetzt, wir fahren einfach weiter, vielleicht taucht ja doch noch eine Bezahlstelle auf. Wir sehen nichts dergleichen, dafür aber mitten im Busch einen Platz, auf dem sich vier Menschen zwischen heruntergekommenen Behausungen und Unrat aufhalten. So richtig einsortieren lassen sie sich nicht… uniformierte Wilderer oder doch Parkangestellte, die sich hier im Busch mehr schlecht als recht durchschlagen? Uwe kennt die vermeintlich tollen Camps, doch sie sind im dichten Gestrüpp kaum auszumachen, geschweige, dass sie in letzter Zeit überhaupt von jemandem angefahren wurden. Dafür stoßen wir auf neugebaute, erhöhte Ansitze für Tierbeobachtungen. Drum herum sind die Flächen gemäht, ansonsten gibt es nur dichten Busch, Tiefsand und unzählige Hippo-Wege zwischen Wasser und Grasflächen. Irgendwie fehlt hier was. Wir sehen und hören keine Tiere, sind wir zur falschen Zeit hier? Dann doch noch ein paar Elefanten, die die Straße kreuzen. Aber wir rollen bereits wieder auf Asphalt und steuern zielgerichtet den Bwabwata Nationalpark an. Hier empfängt uns üppige Natur und wie das „Besucherbuch“ zeigt, scheint nur eine Handvoll Besucher im Park zu sein. Sehr schön. Schon stoßen wir auf Leopardenspuren im Sand, also Augen auf. Die sandige Piste führt durch dichten Wald, auch mit hohen, alten, ausladenden Bäumen. Dann eröffnen sich weite Savannenlandschaften, ebenso große Wasserflächen mit Seerosen, Schilf und anderen Sumpfpflanzen. Gemütlich grasen Impalas auf den feuchten Wiesen, ganz in der Nähe prusten lautstark Flusspferde. Wir sehen Kudus, Letschwe-Gruppen, Großriedböcke und Seeadler. Und alles in dieser traumhaften und verwunschen wirkenden Landschaft. Hier gefällt es uns nun richtig gut, ganz im Gegensatz zum Mudumu NP. Auf dem Camp der Nambwa-Lodge bekommen wir einen 6-Sterne-Platz direkt unter einem Leberwurstbaum. Was für eine Lage, direkt am Fluss und mit weitem Blick über die Savannenlandschaft. Graulärmvögel, Hagedasch und Tokos lärmen ein wenig, ein paar Baumhörnchen jagen die Baumstämme hoch und runter und verschwinden dann irgendwann in einer Baumhöhle. Ein kleines Paradies, das auch am Abend noch mit tollem Sonnenuntergang, Hippo-Gegrunze und Froschgequake aufwarten kann.

On the way, durch dichtes Buschwerk, Savanne, Flusslandschaft. Wir folgen lautstarkem Elefantentrompeten im dichten Wald. Irgendwo müssen die grauen Riesen doch sein. Dann sehen wir sie endlich, ihr Trompeten klingt wütend und aggressiv, genauso wie das Brüllen der Paviane, die sich ebenso in der Nähe befinden müssen. Wer ärgert da wen am frühen, friedlichen Morgen? Noch immer rennen Elefanten quer vor uns durch den Wald, die Paviane flitzen im großen Trupp hin und her. Das wilde Durcheinander scheucht unzählige gelbe Schmetterlinge auf. Was für eine Szenerie im Morgenlicht. Und dann wird es schlagartig still und friedlich um uns herum. Noch einmal trompetet einer der Elefanten, und dann… sehen wir den großen Paviantrupp direkt vor uns auf dem Weg, zwischen hohem Gras und den vielen gelben Schmetterlingen. Pavianfrühstück, so denken wir noch; und plötzlich gesellen sich Impalas dazu. Es werden immer mehr. Auch sie werden von unzähligen Schmetterlingen begleitet. Boah, ist das toll. Was für eine Harmonie zwischen den Tiergruppen. Impalas und Paviane laufen und fressen gemeinsam und kommen direkt auf uns zu. Traumszenerie! Traumfilmerei! Die Kameras laufen und laufen.

Bwabwata Nationalpark: große Flusspferdherden, Impalas, Zebras, Kudus, Warzenschweine und Großriedböcke. Letztere pfeifen lautstark, Weibchen wie Männchen. Die Natur ist üppig, teilweise umgibt uns drei Meter hohes Gras, in dem sich große Stabheuschrecken unterschiedlichster Farbe verstecken. Es gibt uralte Bäume, an manche lehnen sich riesige Termitenhügel an. Diese wiederum werden von großen Pilzen umrahmt. Toll! Und nicht zu vergessen die vielen Vögel, wie Schwalben, Bienenfresser, Gänse, Enten, Waffenkiebitze, Seeadler, Goliath- und Kuhreiher.

Am Abend zieht wieder ein Gewitter mit Starkregen und Wind auf. Wir genießen diese Szenerie, fahren langsam Richtung Camp und werden plötzlich durch nervöse Elefantenmütter mit ihren Jungen gestoppt. Also warten, schauen und nebenbei dem Donnergrollen lauschen und Blitze zählen.

Die Nacht bleibt regnerisch, die Frösche verstummen zusehends und auch die Flusspferde geben bis zum Morgengrauen ihr Grunzen auf.

Für uns geht es nun weiter Richtung Etosha-Park. Gute 620 Kilometer spulen wir ab, bis wir im Dunkeln das Tamboti-Camp, kurz vor dem Eingang zum Etosha NP, erreichen. Dieses Camp ist eine kleine Oase, mit tollem eigenen Sanitär- und Waschbereich. Dazu gibt es gratis einen fantastischen Sternenhimmel, mehr brauchen wir heute Abend nicht.

Der nächste Morgen steht ganz im Zeichen von Wäschewaschen und Video-/Fotomaterial sichern. Doch schon mittags geht es weiter, hinein in den Etosha NP und weiter gen Westen. Dieses Mal wollen wir den Park als Durchfahrtsstrecke nutzen und uns nur kurz auf den Camps aufhalten. Wir sehen Gnus, Zebras, Springböcke, doch spektakuläre Highlights bleiben aus. Auf dem Namutoni-Camp treffen wir auf Uwes Bruder samt Freundin, die sich bereits ein Reifenproblem eingefangen haben, das sich aber beheben lässt.

Weiter geht’s, Richtung Okaukuejo-Camp, entlang der riesigen Pfanne, wo wieder zahlreiche Flamingos im flachen Wasser umherstaken. Sogar vier Rhinos bekommen wir zu Gesicht, aber das war es dann auch mit Spektakulärem. Der Etosha NP ist momentan extrem trocken, nur vereinzelt sehen wir ein paar Tiere an den Wasserlöchern, selbst die Vögel machen sich rar. Und so hoffen wir auf den nächsten Tag. Wir sind die ersten auf der Piste, wollen bis zum Olifantsrus-Camp kommen, uns aber noch ein wenig am Okondeka-Wasserloch aufhalten. Bei bestem Morgenlicht sehen wir drei Tüpfelhyänen, genießen die Szenerie und werden kurz danach von einem rasanten, anderen Parkbesucher überholt. Wusch, schon ist er vorbei, wohl in der Hoffnung, am Okondeka-Wasserloch als erster auf Löwen zu treffen? Wir lassen uns Zeit, der Pistenstaub legt sich langsam, die Ruhe hat uns wieder. Am Wasserloch angekommen, entdecken wir keine Löwen, auch das Auto des „Rasers“ ist nicht zu sehen. Wir bleiben stehen und freuen uns schon mal über zwei Tüpfelhyänen, die sich langsam über die weite Ebene bewegen. Ein paar Schakale sind gerade erst beim Aufwachen, ein paar Schildraben flattern umher. Und dann sehen wir ein einzelnes Zebra, das sich nur mit Mühe fortbewegt. Oh nein, ein Vorderfuß ist gebrochen. Eine Katastrophe für das Tier. Was wird hier gleich passieren, wo doch die Hyänen ganz in der Nähe sind? Vorerst nichts, die Schakale liegen in der Morgensonne, die Schildraben hüpfen vorerst nur um das verletzte Tier. Und die Tüpfelhyänen? Die laufen wahrlich ganz unbeeindruckt an dem Zebra vorbei. Das gibt’s doch gar nicht. Und dann sehen wir tatsächlich die Schildraben, wie sie sich an dem Zebra zu schaffen machen und auf das Tier einhacken. Schon versucht das Tier, wieder auf die Beine zu kommen, schleppt sich ein paar Meter weiter und legt sich wieder hin. Das Schicksal scheint besiegelt, die Stunden, vielleicht Tage sind gezählt.

Und noch ganz von der Situation eingenommen, bekommen wir gar nicht so recht den Beginn eines nun folgenden Mega-Schauspiels mit. Es wird eine Tierparade, die wir so noch nicht gesehen haben. Zuerst sind es nur ein paar Springböcke, die Richtung Wasserloch (einem natürlichen Wasserlauf) laufen, dann sind es hunderte. Und der Strom hört nicht auf. Ist das verrückt. Wie auf Knopfdruck strömen plötzlich auch Zebras herbei, ihnen folgen Oryxantilopen und Gnus. Und es werden immer mehr Tiere. Nun fliegen auch die Geier aus verschiedenen Richtungen ein, Schakale rennen zwischen den Vögeln umher, eine Hyäne liegt im kühlenden Wasser. Und das verletzte Zebra? Es ist allein, kein Artgenosse ist bei ihm, und die Schildraben und Schmarotzermilane hacken auf das Tier ein. Die Geier rücken näher, die Antilopen halten gebührenden Abstand und starren auf das Schauspiel am Rande der gewaltigen Tierparade. Am Wasser tummeln sich unzählige Tiere, der Zustrom lässt nicht nach. Was für eine Szenerie! Gute zwei Stunden hält das Spektakel an, dann wandern die Tiere langsam vom Wasser weg. Und wir? Nur zögerlich verlassen wir den tollen Platz und fahren gemächlich Richtung Olifantsrus-Camp.

Stille Nacht, keine Tiergeräusche, außer vereinzelten Gecko“rufen“. Auf der Fahrt Richtung Parkausgang (Galton Gate) kommen wir an den schönen Wasserlöchern mit ihren offenen Flächen vorbei. An einem, wir stoppen eigentlich wegen ein paar Perlhühnern, dann plötzlich Bewegung hinter den Büschen. Und dann sehen wir die grauen Riesen schon auf uns zulaufen. Ist das grandios! Gut 20-25 Elefanten werden immer schneller, zum Schluss rennen sie förmlich auf das Wasserloch zu. Im besten Morgenlicht führt die Leitkuh den Trupp aus Müttern, Halbwüchsigen und kleinen Elefanten an. Wir sind hin und weg, fotografieren und filmen, können uns nicht sattsehen am Badespaß in Wasser und Staub. Was für ein Start in den Morgen. Kaum ist die Gruppe verschwunden, da taucht schon die nächste auf. Und wieder wird Wasser in rauen Mengen mit den Rüsseln aufgenommen, die ganz Kleinen saufen mit dem Maul, sie beherrschen die „hohe Kunst“ der Wasseraufnahme mit dem Rüssel noch nicht. Nach einer halben Stunde ist die Szenerie vorbei und die Elefanten verschwinden genauso schnell wie sie gekommen sind. Wir verlassen den Park, dieses Mal bleibt uns die Veterinärkontrolle erspart.

Für uns geht es nun weiter Richtung Khowarib-Schlucht. Der Weg zieht sich entlang des Hobatere Concession Areas. Nach staubiger und heißer Fahrt (knapp 50 Grad Außen- und 40 Grad Innentemperatur) erreichen wir endlich das Flussbett des Hoanib, wo bereits Uwes Bruder und seine Freundin auf uns warten. Endlich Trockenflussbett, endlich die alten, großen Bäume, die mitten im Flussbett stehen. Wir lieben diesen Anblick. Und so zuckeln wir los durch diese traumhafte Landschaft und finden einen zauberhaften Nachtplatz in echten Badlands. Zum Abend sehen wir sogar noch sechs Elefanten, die gemütlich fressen und sich einpudern. Unweit unseres Platzes ziehen sich Trampelpfade von Zebras, die in der Nacht auch lautstark von den Gestreiften genutzt werden. Dazu lautes Paviangeschrei. So lieben wir es.

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