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Buchshop sandneurosen

Teil 5

Den Van Zyl's Pass haben wir bereits überquert.

Begleiten Sie uns ins Zentrum des Kaokovelds...

ins Tal des lieblich-grünen Marienflusses und weiter über den westlichen Zugang ins Hartmannstal.

Schließlich verlassen wir die bis an den Kunene reichenden Täler und

visieren Purros an. Dort scheint uns der abgehende Fluss des Hoarusibs an einer Weiterfahrt

zu hindern.



Fortsetzung unserer Story:

Endlich Ebene, seichtes Dahinrollen durch grüne Wiesen und Federgras. Dazwischen blühen ganz zart Wildblumen - ein Traum. Für mich ist es das erste Mal im Marienfluss- und Hartmanntal. Uwe selbst kennt diese Gegend nur staubig und trocken. Umso begeisterter ist er nun, als er dieses Farbenspiel sieht. Kurze Rast, Vögel zwitschern um die Wette, Fliegen belästigen uns beim Genießen dieser „Traumlandschaft“. Das Farbenspiel geht weiter, Rot-, Grün- und Brauntöne wechseln sich ab. Nach Osten und Westen flankieren uns Bergketten. Wir sind fast allein, nur ab und an tauchen ein paar Himbahütten und die Bewohner selbst auf. Wir brauchen lange, bis wir das „Synchro Camp“ am Kunene- Fluss erreichen. Von der jetzigen Eigentümerin erfahren wir, dass das Camp im Jahr 2017 von den Vorbesitzern (Schweizer/ Franzosen) aufgegeben wurde. Doch wie kommen sie über die Runden? Die Corona- Einschränkungen haben auch hier am Ende der Welt ihre Spuren hinterlassen. Wir fahren wieder, vorbei an der Schule, wo die Kinder gerade im Freien unterrichtet werden. Und wir fahren bis in die Dunkelheit, noch einmal durch grüne Wiesen, weite Flächen mit silberglänzendem Federgras und Mopanebäumchen. Ganz in der Nähe der Rooidrom-Tonne (Wegmarkierung) sehen wir erstaunlich viele Himbahütten. Wir fahren noch ein Stück, vorbei an einer Wasserstelle, um die herum Überreste von toten Kühen und Ziegen zu sehen sind. Hier kam der viele Regen eindeutig zu spät. Wir bleiben zwischen ein paar Felsen stehen, ein Himba läuft am späten Abend noch an uns vorbei… und taucht am nächsten Morgen mit einem Sack und vier Hunden wieder auf. Die Verständigung funktioniert nur mit Händen und Füßen, als er ein Gepardenfell aus seinem Sack zieht und uns zu erklären versucht, dass wir es doch kaufen könnten. Seine Hunde hätten ihn vor dem Tier gewarnt und vielleicht auch das Leben gerettet? Oder ging es doch mehr um das Leben seiner vielen Ziegen? Wir lehnen dankend ab, sehen die Geparden lieber lebend, und können doch auch seine Situation in dieser abgelegenen Region sehr gut verstehen. Momentan geben die Vögel mit ihrem lautstarken Gezwitscher den Ton an. Uwe hört schon wieder „Löwengebrüll“(?), oder sind es doch eher die Strauße gewesen, die wir wenig später sehen? Dann wieder ein paar andere Tiere, Trappen, ein Springbock und auch ein Erdhörnchen zeigen sich. Es ist sehr dürftig mit der Tierwelt, die lange Trockenheit hat jegliches Leben schwinden lassen. Und nun nach dem Regen? Eigentlich müsste die Landschaft überborden von Tieren, doch es sind einfach, zumindest keine großen Tiere mehr da. Weiter geht es Richtung Hartmanntal. Wir passieren die Groendrom-Tonne und fahren nun Richtung Norden. Schon tauchen die ersten Sanddünen auf, tolle Sicheldünen, deren Sandkörner an der Oberfläche silbern glänzen. Der Wind lebt auf, wir rollen weiter durch die sandige Einsamkeit. Hier ist kein Grün… noch nicht. Die Dünen verschwinden wieder Richtung Westen, es wird steiniger, doch die Piste bleibt sandig. Und dann taucht auch hier im Hartmanntal das erste Grün auf. Zuerst nur ganz zart, aber es überzieht die weiten Ebenen. Dazu das zauberhafte Licht. Wir sind hin und weg. Zwischen den Granitfelsen hat sich der Sand zu Dünen aufgetürmt, in den Nischen viel Grün… und viele Oryxantilopen-Skelette. Zusehends verschwinden sie unter dem ständig fliegenden Sand. Was haben sich hier für Dramen abgespielt? Auf der Suche nach Wasser und Futter während der Trockenheit, sind die Tiere sicher hierher gekommen und haben die letzten „Überlebensquellen“ aufgebraucht. Und aus Mangel an weiterem Wasser und Futter sind sie hier einfach verendet. Wir sehen nicht nur große Hörner der Antilopen, auch viele kleine sind dabei. Die Panoramen des Tals werden immer spektakulärer. Am Horizont dicke Wolken, Regen und ein Regenbogen. Der Sand fliegt, der Wind pfeift. Wir können uns nicht sattsehen an dieser Einsamkeit im Norden Namibias. Und wir sind gar nicht mehr weit vom Kunene, dem Grenzfluss zu Angola, entfernt. Eigentlich müsste es hier in dieser abgelegenen, nun grünen Landschaft vor Tieren nur so wimmeln. Wir sehen Spuren von Zebras und Straußen, dazu zwei Raben, einen Schmätzer und viele Schwarzkäfer (Tok Tokkies) mit braunen Flügeldecken (Tok Tokkie Hologramm-Käfer)… das war’s dann aber auch.

Stille, stille Nacht an diesem „Ende der Welt“. Es ist schon verrückt, wie einsam diese Gegend Afrikas ist, wo sich doch sonst auf diesem Kontinent die Menschen oft ballen. Man ist so fern von jeglichem weltlichen Geschehen, ganz eins mit der Natur, ihren Stimmen, ihrem eigenen Rhythmus und ihrer Erhabenheit. Und wir sind immer noch ganz allein in diesen Weiten.

Schon lebt am nächsten Vormittag der Wind wieder auf. Wir wollen noch bis zum Kunene und rüber nach Angola blicken. Wir folgen dem Weg, erreichen die Dünen, die sich hier auch entlang des Kunene gebildet haben. Noch eine letzte steile, sandige Rampe und dann stehen wir auf einer Anhöhe… und haben einen grandiosen Rundumblick. Der Sand fliegt uns hier im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren. Richtung Westen erstrecken sich riesige Dünenflächen bis zum Atlantik, gen Norden schauen wir über den Kunene nach Angola, Richtung Osten schroffe Berge und hinter uns die grünen Weiten des Hartmanntals. Es ist einfach nur fantastisch, hier zu stehen, zu staunen, zu schauen, die ganze Erhabenheit und Friedlichkeit aufzusaugen. Und wir sind dankbar für diese Momente, dankbar, so unterwegs sein zu können. Und während wir hier die Einsamkeit und unsere Freiheit genießen, tobt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, Flüchtlingsströme wälzen sich gen Westen, Corona setzt den Menschen zusätzlich zu.

Nur langsam rollen wir wieder gen Süden, den nördlichsten Punkt dieser Tour lassen wir hinter uns. Und wir halten Ausschau nach den Tieren, deren Spuren wir bereits schon gesehen haben. Schnell entdecken wir die Strauße… und dann endlich auch die Zebras. Wie verrückt preschen sie davon als wir näher kommen. Und auch die Sicheldünen sind weiterhin in Bewegung. Hm, war da nicht eigentlich unsere Fahrspur vom Tag zuvor? Wir suchen und finden sie nicht mehr. Eine Sandeidechse rennt vor Schreck auf eine der Dünen, das müssen wir noch schnell im Bild festhalten. Kleine, zarte Kreatur im riesigen Dünenmeer.

Durch ein tiefes Flussbett verlassen wir das Hartmanntal und tauchen wieder in die raue Region des Kaokovelds ein. Steine, Felsen, kein Grün. Es geht auf und ab. Was für ein krasser Gegensatz zum Hartmanntal. Ab und an sehen wir in den sandigen Flussbetten Giraffen- und Zebraspuren, die Tiere sehen wir nicht. Würden nicht die vielen Nachtflughühner unsere Traumplätze überfliegen, man könnte meinen, die Tierwelt wäre verschwunden. Weiter gen Süden, über grauenhaftes Waschbrett Richtung Purros. Auf einigen Ebenen wiegt sich niedriges Federgras, silbern schimmernd. Plötzlich taucht ein Trupp Oryxantilopen auf und prescht an uns vorbei. Gut 20 Tiere sind es, später sehen wir noch einmal 16 Tiere. Sie sind extrem scheu, ganz im Gegensatz zu den Tieren in den Nationalparks. Und dann wird es schlagartig grün… und mittendrin Strauße und viele Springböcke. Noch hoffen wir, dass dieser Anblick uns erhalten bleibt. Aber denkste, ein paar Kilometer weiter schon wieder Tristesse. Endlich erreichen wir den Khumib River. Auch hier ist vor nicht allzu langer Zeit Wasser geflossen. Wir sehen ein paar Fahrzeugspuren im Flussbett, sonst keine Menschenseele. Auf der Weiterfahrt nach Purros dann doch ein einzelnes Auto. Schon hören wir, dass der Hoarusib und der Hoanib abgegangen sind und die Durchquerung des Hoarusib schwierig, aber seit heute möglich ist. Wir sind gespannt, was uns erwartet. Schon von der Anhöhe kann man über das breite, wilde Flussbett bis nach Purros schauen. Langsam rollen wir bergab, tauchen ein in die wilde, jetzt grüne und blühende Dünenlandschaft und suchen nach der besten Einfahrtsstelle durch den Hoarusib. Gar nicht so einfach. Zwei, drei Fahrspuren, mehr sehen wir nicht. An der sonst „üblichen“ Durchfahrtsstelle erwartet uns eine hohe Abbruchkante. Das Wasser hat ordentlich gewütet und viel Uferböschung und Bäume mit sich fortgetragen.

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