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Buchshop sandneurosen

Teil 7

Wir verlassen die Skeletonküste in Richtung Südafrika, fahren ins Landesinnere und genießen den Blick aufs Valley of Thousand Hills.


Im Süden Namibias dann die  ganz große Überraschung. In den Tirasbergen

hat es ausgiebig geregnet und wir treffen auf große Herden von Oryxantilopen.


Schließlich verlassen wir über den Orange River Namibia.



Fortsetzung unserer Story:

Noch einmal ist Swakopmund kurze Anlaufstelle, bevor es weiter gen Süden in Richtung Namib’s Valley of a Thousand Hills-Lodge, einem unserer liebsten Übernachtungsplätze, geht. Ab Swakopmund vorerst triste Landschaft, Staub, Lkws und vor allem mehr Touristenfahrzeuge. Schon jetzt wähnen wir uns glücklich, zur rechten Zeit unsere Reise angetreten und viele Regionen ganz für uns alleine erlebt zu haben. Ja, und dann erwartet uns kurz vor dem Kuiseb eine richtig grüne Landschaft. Wow, ist das toll. Die sonst so schroffen Hügel sehen nun plötzlich sanft und lieblich aus. Der Kuiseb führt weiterhin Wasser, selbst die Zuflüsse fließen. Und dann unser Traumplatz auf dem Camp, mit dem einmaligen Blick über die unzähligen Hügel. Nicht zu vergessen das fantastische Licht, dieses Mal sogar mit Gewitterwolken. Perfekte Abendstimmung. Und wir sind nicht allein. Die flügellosen, gepanzerten Heuschrecken (Dickpens) hocken um uns herum und fressen, fressen, fressen… was ihnen vor die Mundwerkzeuge kommt. Auch Artgenossen und geflügelte Heuschrecken werden nicht verschont. Sie sind wirklich wahre Fressmaschinen. Überall Vogelgezwitscher, die Landschaft weiterhin grün und wir mit und in der Natur ganz allein. Kein weiterer Reisender, besser geht es nicht.

Staubige Piste in grüner Landschaft, wir können uns nicht sattsehen. Weitere Fotos, der Wolken-/Sonne-/Regen-Mix ermöglicht tolle Aufnahmen. Über Solitaire geht es weiter gen Süden. Und nun holt uns der Reise-/Ferien- und Touristenrummel schlagartig ein. Viele Corona-Bestimmungen sind aufgehoben, die Einreise nach Namibia ist nun bedeutend leichter geworden. Viele Autos kommen uns entgegen. Und wir fahren ihnen mit unzähligen und einmaligen Eindrücken aus der Einsamkeit entgegen. Wir beschließen, nicht am Sossusvlei, sondern erst auf dem Kanaan-Camp den Tag ausklingen zu lassen. Aber der Weg ist noch weit. Die Fahrerei wird anstrengend, aber die Natur und Wetterkapriolen entschädigen für die Mühen. Gen Osten türmen sich schwere, dunkle Gewitterwolken, gen Westen geht die Sonne zusehends unter. Große Oryx- und Zebraherden kreuzen unseren Weg und lassen uns ständig anhalten. Wahnsinn, solche großen Gruppen haben wir hier noch nie gesehen. Und dazu das tolle Licht. Uns gelingen tolle Aufnahmen. Alles scheint so einmalig, wird es je wieder so sein? Spät erreichen wir das Kanaan-Camp, das hohe Federgras wiegt silbern, später golden im Wind. Zauberlicht über zauberhafter Landschaft, wir lieben es einfach. Der Wind ist heute Abend sanft. Mit der Dunkelheit kommt ein wundervoller, unverfälschter Sternenhimmel, einfach genial. Und auch hier bleiben wir nicht allein. Ein wenig künstliches Licht, schon sehen wir die ersten nachtaktiven Tiere wie Geckos, Nachtfalter, einen Skorpion. Dazu Heuschrecken -groß und klein-, Motten, Wanzen, Spinnen und Käfer. Nachts hören wir die Geckos und Schakale… die Natur ruht nicht.

Wir bleiben, sehen in der Ferne Oryxantilopen, Strauße, dazu flattern in den frühen Morgen- und Abendstunden die Nachtflughühner über uns hinweg. Und wir nutzen die Zeit, uns um das viele Bild- und Videomaterial zu kümmern. Boah, wer soll da das beste Material auswählen? Schon vor längerer Zeit haben wir beschlossen, einen Bericht und vor allem kurze Videos über dieses, für uns vorerst einmalige, Erlebnis „Grünes Namibia“ zu erstellen. DAS muss man einfach in Wort und Bild festhalten.

Weit kommen wir in den nächsten Tag nicht, denn schon in den frühen Morgenstunden halten uns Erdmännchen, Falken und riesige Oryxantilopenherden auf. Ersteren widmen wir unendlich viel Zeit, denn wann werden wir wohl das nächste Mal so tolle Fotos von „Erdmännchen im hohen Gras“ machen können(?)

Bevor wir Abschied von den Tirasbergen nehmen, wollen wir uns ganz spontan die für uns unbekannte Namtib Lodge anschauen. Wir rollen auf das riesige Farmgelände, und rollen und rollen. Auch hier ist es wunderbar grün, wie wir später erfahren, war es zumindest die letzten 16 Jahre nicht so. Unser Camp liegt idyllisch abseits der Familien- und Farmgebäude. Auch hier sind wir die einzigen Gäste und können die zauberhafte Natur in vollen Zügen genießen. Was wollen wir mehr. Am nächsten Morgen sind wir früh in der Spur, wollen noch einmal nach den großen Oryx-Herden Ausschau halten. Schon von weitem sehen wir gut 200-300 Tiere im hohen Gras. Zu unserem Leidwesen befinden sich die Tiere aber weit entfernt vom Weg und für schöne Fotos reicht es nicht. Dafür kreisen Falken, Adler und Habichte ganz in unserer Nähe und geben tolle Fotomotive. Wir genießen diese stillen Momente im Morgenlicht, wissend, dass uns die Zivilisation nun bald wieder einholt. Die Sandpiste gen Süden ist von den letzten Regenfällen noch stark zerstört, doch die Grader sind bereits im vollen Einsatz und glätten das Profil. Noch sehen wir das hohe Federgras, wie es sich auf den riesigen Ebenen im Wind wiegt. Doch schon bald tauchen die ersten Farmen auf, Zäune grenzen Territorien ab, struppige Büsche stehen auf kahlgefressenen Flächen. Und dann sehen wir riesige Schwärme kleiner, brauner Heuschrecken. Hüpfend und fliegend bewegt sich die braune Masse, lässt sich auf den letzten Pflanzen nieder, frisst alles kahl und zieht dann weiter. Dieses Bild bleibt uns auch hinter dem Ort Aus erhalten, dazu tauchen nun auch wieder die großen gepanzerten, flügellosen Heuschrecken auf. Auch diese Tiere sind im absoluten Fressmodus und stürzen sich mit Hingabe auf ihre überfahrenen Artgenossen. Ein verrückter Anblick.

Immer weiter gen Süden, Richtung Roadhouse Camp, wo wir den Tag ausklingen lassen wollen. Und… wir bekommen den letzten Platz!!! Wie krass ist das denn, alles ist belegt, der Tourismus nimmt nicht nur einfach Fahrt auf, nein, es erscheint uns wie ein RUN auf Namibia. Wir nehmen es mit Gelassenheit, stehen am letzten Zipfel des Camps und lassen die zarten Vogelstimmen und den Anblick von Vogelspinne, Stabheuschrecken, Gottesanbeterinnen, Käfern und anderen Krabbeltieren auf uns wirken.

Noch einen Tag in Namibia, unser Weg führt uns wieder Richtung Aussenkehr, über glatte Piste, jetzt durch trockene Landschaft, die Vegetation verschwindet zusehends. Wir hängen unseren Gedanken nach. Kaum ein Auto, das uns begegnet oder in unsere Richtung fährt. Wir erreichen Aussenkehr. Der Wein ist geerntet, der Orange River führt immer noch viel Wasser. Nun sausen wir förmlich, über Asphalt, dahin; links die rauen Berge und Geröll, rechts der Orange River mit seinen Weinplantagen, später auch Tomaten- und Paprikafeldern. Unser letzter Schlafplatz wird das Amanzi-Camp am Orange, das eigentlich nur für Kanufahrten und größere Gruppen ausgelegt ist. Und so trubelig ist es hier auch. Es sind Ferien in Südafrika und große Jugend-/Familiengruppen haben das Areal in Beschlag genommen. Ein paar einsame Camper rücken für uns zusammen, wir platzieren uns dazwischen, und wissen schon jetzt, dass die Nacht laut werden wird. In den späten Abendstunden lebt der Wind noch einmal richtig auf, bläst über den Platz und lässt den Orange kleine Wellen schlagen. Egal, morgen wird es, noch in der Dunkelheit, für uns Richtung Grenze gehen, um einem möglichen Ansturm und Wartezeiten zu entgehen.

Früher Morgen, doch wir sind nicht allein an der Grenze. Auch hier „Gruppendynamik“, eine große Gruppe Namibier will wie wir Richtung Kapstadt. Doch alles geht recht schnell und schon rollen wir auf dem unendlichen Asphaltband gen Süden. Tschüss Namibia, bis zum nächsten Mal. 

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