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Teil 2


Auf der Cutline rollen wir Richtung Nxai-Pan-Nationalpark. Eine Löffelhundfamilie tollt im tiefen Sand und rennt beim Näherkommen rasant davon. Im Park selbst empfangen uns schlammige Pisten und stehendes Wasser. Wir sind fast allein im Park, bekommen ohne Mühe einen Platz auf dem Camp. Wir sind gespannt, was der morgige Tag bringen wird. Nebelschwaden. Der neue Tag steht noch in den Startlöchern, alles trieft, der Nebel wabert über die Ebene. Doch die Sonne saugt alle Feuchtigkeit im Nu auf. Und es wird warm. Überall begegnen uns unzählige Zebras, dann wieder Gnus mit ihren vielen Jungen. Dazu gesellen sich große Springbockherden. Doch Löwen, Hyänen, Geparde oder andere Raubtiere sehen wir nicht. Ähnlich präsentiert sich auch der nächste Tag. Ok, ein paar Impalas, ein Elefant und zehn Giraffen erweitern ein wenig die Tierschar. Puh, diesen Park haben wir schon ganz anders erlebt. Noch ein Tag wollen wir hier verbringen. Das große Wasserloch liegt wie verwaist da. Anders sieht es auf den grünen, umliegenden Ebenen aus. Überall ziehen große Herden Zebras umher. Alles ist so friedlich. Liegt es an den vielen kleinen, natürlichen Wasserlöchern, die vom letzten Regen gut gefüllt sind?

Wir verlassen den Park, dieses Mal ohne große Tier-Highlights, und rollen über katastrophalen Asphalt (große und tiefe Schlaglöcher) Richtung Nata. Es kostet viel Aufmerksamkeit, die Vielzahl der Straßenschäden zu umfahren. Ein Lkw-Fahrer hat Pech, sein Fahrzeug steht mit plattem Reifen mitten auf der Fahrbahn.

Endlich erreichen wir Nata. Es ist Sonntag, ein paar Straßenstände beleben den Ort, sonst ist nichts los. Der Nata-Fluss ist voll Wasser; mal sehen, was uns im „Nata Bird Sanctuary“ erwartet. Wird die große Sua-Pan voll Wasser sein? Werden uns unzählige Flamingos, Pelikane und andere Wasservögel vor die Linse kommen? Denn angeblich soll hier die größte Flamingopopulation ihre Jungen aufziehen. Doch schon am Eingang wird unsere Vorfreude getrübt. Es steht zwar schon Wasser auf der Pfanne, aber viele Vögel soll es noch nicht zu sehen geben. Hm, was nun? Bleiben wir hier, oder fahren wir weiter? Die Rangerin schlägt uns vor, dass wir anstatt auf dem Camp am Eingang auch direkt an der Pan übernachten könnten, was sonst eigentlich nicht erlaubt ist. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, obwohl wir noch gar nicht wissen, wie der Platz überhaupt ist. Schon im Voraus: der Platz ist grandios. Auf dem Weg dorthin viel Wasser, es haben sich große Seen gebildet. Auf den Salzwiesen stehen Gnus mit ihren Jungen, immer dabei die Kuhreiher. Es ist weiterhin heiß. Die Mücken werden lästig, trotzdem sind wir in einem kleinen Paradies, das wir ganz für uns alleine haben. Der Platz direkt an der Pfanne ist ein Traum. Vögel sehen wir nur durchs Fernglas. Zum Abend legt der Wind zu, am Horizont zeigt sich mit Sonnenuntergang ein zauberhaftes Farbenspiel… was wollen wir mehr. Nachts hören wir die Gnus über die Pfanne rennen. Wovor flüchten sie wohl? Mit diesen Gedanken schlafen wir ein.

Nächster Morgen. Er ist wolkenverhangen, dazu belästigen uns erste, summende Fliegen. Noch einmal lassen wir mit dem Fernglas den Blick schweifen. In der Ferne sehen wir Pelikane, Flamingos, Löffler und Enten; aber sie sind sooo weit weg von unserem Platz. Für uns heißt es Weiterfahrt, auf nach Elephant Sands; in der Hoffnung, den Tieren, jetzt natürlich den grauen Riesen, etwas näher zu sein. Und wir haben Glück. Trotz des vielen Grüns und dem vielen Wasser im Land treffen wir hier auf zahlreiche Elefanten. Das zentral gelegene Wasserloch ist gut besucht, die Rüsseltiere saufen, planschen, schieben und stoßen sich, aber alles ohne Aggression. Um das Wasserloch gruppieren sich Zelt-Hütten, das Lodge-Gebäude, ein Campground. Alles, außer dem Lodge-Gebäude mit Restaurant und Bar, ist für die wilden Elefanten frei zugänglich. Wir bleiben ein wenig, genießen das Schauspiel und ziehen dann doch weiter. Wir fahren und fahren, vorbei an Agrarflächen mit Mais und Kartoffeln. Düngeflieger schweben über die Flächen, Traktoren verteilen ihrerseits Flüssigdünger aus Sprühmaschinen. Dann sehen wir plötzlich wieder riesige Feuchtgebiete, die sich in der Ferne verlieren. Uwe hatte noch den Plan, die Hunters Road zu fahren, doch das haben wir angesichts unserer Reisestrecke gecancelt. Völlig erschöpft erreichen wir bei totaler Dunkelheit das Senyati Safari Camp, wo wir zum Glück auch gleich ein freies Plätzchen finden. Puh, kann Reisen manchmal anstrengend sein. Schnell noch unter die Dusche, etwas Kleines gegen den Hunger und dann genießen wir zum Abschluss bei einem Drink die einströmenden Elefantenherden und das Hyänengeheul am hauseigenen Wasserloch. Morgen werden wir uns bei Tageslicht das Camp genauer anschauen, denn hier waren wir bisher noch nicht.

Den nächsten Tag wollen wir ganz dem Chobe Nationalpark widmen. Schon in der Früh’ rollen wir in den Park. Alles ist saftig grün, die Wälder urig und üppig, wie in einem Dschungel. Schon sehen wir die ersten Impalas, Paviane und ein schlafendes Löwenmännchen, aber auch erste Gamedrive-Fahrzeuge. Langsam geht’s am Ufer des Chobe-River entlang. Überall riesige Impala-Gruppen, dazwischen Paviane mit ihren Jungen und Warzenschweine. Und alle genießen den Morgen in unglaublich friedvoller Eintracht, ein tolles Bild. Der Chobe hat viel Wasser und somit auch viele Wasservögel wie Nil- und Sporengänse, Reiher, Höcker- und andere Enten. Dazu gesellen sich Hippos, die gemütlich vor sich hin grunzen und beim Abtauchen Blubberblasen aufsteigen lassen. Doch dann wird es schwierig mit Tiersichtungen. Hier und da ein paar Giraffen, ein paar Kudus und Zebras…das war’s dann auch. Um die Mittagszeit knallt die Sonne erbarmungslos vom Himmel, wir schwitzen und werden zusehends träge. Kein Tier zeigt sich. Wir sind schon etwas enttäuscht, wollen schon fast den Rückzug antreten, da sehen wir zwei Kudus, die gemütlich vom Fluss Richtung Gebüsch gehen. Das erste Tier verschwindet aus unserem Sichtfeld…und stürmt urplötzlich mit Tempo wieder Richtung Fluss. Was war das denn? Auch das andere Tier prescht zurück. Ich schaue in Richtung Büsche und sehe tatsächlich zwei Löwinnen. Boah, beinahe hätten wir eine Jagd beobachten können. Jetzt sind wir hellwach, und das ist gut so. Denn in den nächsten Stunden werden wir eine traumhafte Szenerie mit vielen großen Elefantenherden und unzähligen Büffeln erleben. Alle Tiere streben zum Wasser, von dem es reichlich gibt. Wir stehen mittendrin, zwischen grauen Riesen, dicken Büffeln, die eine ebenso gewaltige Fliegenschar mit sich „führen“. Wir sehen viele kleine Elefanten und auch viele Büffelkinder. Und der Tierstrom hört nicht auf. Was für ein Schauspiel! Immer neue Herden Elefanten kommen zum Fluss, stehen im Wasser, trompeten, saufen, wälzen sich im Schlamm. Groß und Klein mit praller Lebensfreude. Ab und zu vertreiben halbwüchsige Elefantenbullen die trägen Büffel; wahrscheinlich aus Jux und Dollerei. Aber irgendwie kommen auch die Büffel zu ihrem Recht, das Wasser in jeglicher Form zu genießen.

Die Kameras laufen, unzählige Fotos, endloses Filmmaterial entsteht. Uns ist das momentan egal, denn diese Szenerie hat man nicht jeden Tag. Und es kommen neue Herden. Die Elefantenmütter können ihre Kleinen kaum bändigen. Sie sind noch so jung, dass sie ihren Rüssel noch nicht richtig einsetzen können. Also wird halb abgetaucht und direkt mit dem Maul gesoffen. Danach geht es ins Schlammbad. Der krönende Abschluss: eine Sandkuhle, in der sich gepudert wird. Genial, genial, genial. Wir schauen stundenlang zu, ertragen die unzähligen Fliegen, die die Büffel „mitgebracht“ haben. Irgendwann wollen wir weiter, kommen aber vor lauter Elefanten auf dem Hauptweg kaum voran. Wir wählen eine andere Route…sehen auf den weiten Wiesen die Elefanten grasen…STOPP! Beinahe hätten wir zwei Löwinnen übersehen, die keine zehn Meter vor uns im hohen Gras liegen und die Elefanten genauso wie wir beobachtet haben. Plötzlich lautes Trompeten hinter uns, die Löwinnen sind irritiert…vorne Elefanten, hinten Elefanten, die beiden Katzen ziehen sich vorsichtshalber ins Dickicht zurück. Und auch wir machen uns auf den Weg, müssen den Park verlassen und haben noch einige Fahrkilometer vor uns. Doch die Fahrerei wird nicht leicht. Ständig kreuzen Elefantenherden unseren Weg. Die erfahrenen Kühe zeigen uns jedes Mal, wer hier den Ton angibt. Natürlich machen wir weitere Fotos, die vielen Elefantenkinder sind herzallerliebst und fühlen sich sicher zwischen den hohen Beinen der Mütter. Auch das Trompeten üben sie schon, aus sicherer Position. Mit untergehender Sonne wird das Licht wieder fantastisch. Riesige Zebra-Herden mischen sich mit Impalas, Kudus, Elefanten. Was für ein Tag. Über das Ngoma-Gate verlassen wir den Park und erreichen erst im Dunkeln das Senyati-Camp. Müde, müde, hungrig und durstig. Die Anspannung fällt ab, die Euphorie bleibt. Noch einmal gönnen wir uns das Elefantenspektakel am campeigenen Wasserloch, aber es ist nicht mit dem zu vergleichen, was wir heute erlebt haben.

Nächster Tag: Ruhetag. Ausschlafen, Frühstück, Wäsche waschen und vor allem das Film- und Bildmaterial herunterladen.

Namibia ruft. Wir nehmen die Hunters Road, fahren entlang der „offenen“ Grenze zwischen Botswana und Simbabwe. Die Landschaft ist wild, üppig grün, auf botswanischer Seite reihen sich, jetzt sichtbar, Lodges aneinander. Impalas, Giraffen, Warzenschweine und Gnus tummeln sich auf der Piste. Die grauen Riesen sind wie vom Erdboden verschluckt. Schon verrückt. Auch Raubtiere sehen wir keine.

Dann haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Über Kasane geht es Richtung Ngoma Bridge. Der Grenzübertritt nach Namibia läuft entspannt ab, auch wenn wir auf namibischer Seite noch einen Gesundheitscheck mit Fiebermessen und Datencheck bzgl. Corona, Malaria, Dengue, Ebola usw. hinter uns bringen müssen.

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