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Kleine, leichte Sommertour durch ein entspanntes Schweden

20. Juli 2021, Rostock-Trelleborg,

in sechs Stunden über die Ostsee, mit Maske, vollständiger Impfung, Kälte, später mit Hitze.

Kontrollen am Hafen, aber dann rollen wir endlich ostwärts, entlang der Küste, über fast leere Straßen … Wie? Keine Menschen, keine Autos, keine Urlauber? Ha, dann doch… an den Touristen-Hotspots… Menschen, Camper … viele Schweden, viele Deutsche. Wir sind jetzt auch hier, verweilen aber nicht an den „Sammelplätzen“.

Getreidefelder, Wiesen, das Meer ist immer nah. Schnell sind wir durch Ystad hindurch und der erste Nachtplatz findet sich unweit vom Wasser.

Früh sind wir on the road, wieder leere Straßen, Ferienzeit in Schweden, alle scheinen ausgeflogen zu sein. Die Sonne strahlt, die Gänse erwachen erst und beginnen nur zögerlich mit der Putzerei.

Åhus, eine Stadt mit ländlicher Atmosphäre, hübschen Häusern, Blumen und Booten, die auf dem Fluss Helge å vertäut liegen. An seinem Ufer alte Stadtvillen, auch die große Fabrik von „Absolut Vodka“ ist hier zu finden. Hier wird das 96 %ige Destillat, das in Tings Nöbbelöv aus südschwedischem Weizen hergestellt wird, mit eigenem Quellwasser auf 40 % Alkoholgehalt verdünnt. Übrigens … Absolut Vodka ist eine rein schwedische Marke!

Weiter, durch Kristianstad, vorbei an großen Seen Richtung Mörrum, wo es einen der besten Lachsflüsse in Schweden geben soll. Der Fluss rauscht, das Museum lassen wir aus, Lachse sehen wir keine. In Karlshamn die nächste Destillerie. Hier wird neben anderen Spirituosen vor allem Punsch produziert. Auffällig das riesige Werk AAK. Erstmal nachschlagen, was das ist … aha, ein weltweit tätiges schwedisches Unternehmen und Hersteller von Pflanzenölen und -fetten. Weiter entlang der Küste. Wir „stolpern“ fast über das Gräberfeld Hjortsberga, mit alter Holzkirche, Steinkreisen, Runensteinen. Eine der Steinsetzungen ist noch gut erkennbar und oval … eine Schiffsteinsetzung, wie es in der Eisen- und Wikingerzeit üblich war. Hier an diesem Platz wurden reichlich Goldschmuck und unzählige Goldmünzen gefunden. Haben wir in dieser abgelegenen Ecke gar nicht erwartet.

Südlich von Ronneby dann Abendrot und Stille in einem Naturreservat. Ein paar Schwäne, Gänse und kleine Wasservögel … auch sie suchen einen Nachtplatz.

Karlskrona, noch heute Marinestützpunkt, protzt mit seinen großen barocken Gebäuden und großzügig angelegten Straßen aus vergangenen Zeiten. Am Rande der Stadt kleine, liebliche Wohnviertel, kleine Häfen mit zahlreichen Bootsanlegern. Hier scheint jedermann ein Boot zu besitzen.

Kalmar, hier treffen wir endlich wieder auf Menschen. Urlauber aus aller Welt tummeln sich rund um das Schloss. Die Stadt, im 12. Jh. gegründet, war 1397 Schauplatz der Gründung des nordischen Staatenbundes zwischen Schweden, Dänemark und Norwegen. Dieser Verbund, die sogenannte „Kalmarer Union“ hatte bis 1523 Bestand und wurde hier, im Kalmarer Schloss besiegelt. Also viel Historie rund um dieses Gebäude, demzufolge auch viele Menschen. Die Besichtigung kostet natürlich, trotzdem strömen die Menschen hinein und hinaus … wir nicht. Wir wollen auf die Insel Öland und rollen bereits über die sechs Kilometer lange und 4-spurig ausgebaute Brücke. Hoppla, ist das voll auf der Gasse. Hier scheinen sich viele der schwedischen Urlauber zu tummeln. Die Insel ist beliebt, nicht umsonst hat die schwedische Königsfamilie hier ihren Sommersitz. Camper, Wohnmobile, Autos mit Dachboxen … ein bisschen stellen sich schooon die Nackenhaare auf. Schnell biegen wir ab ins Inselinnere, schon ist alles wieder wie leergefegt, die meisten Inselgäste bewegen sich wohl nur auf der Hauptroute Nord-Süd.

Das Inselinnere empfängt uns mit Hitze, Stille, Bauernhöfen, hübschen Häuschen, trockenen Böden, vertrockneten Wiesen, Kiefernwäldchen … und Windmühlen. An der Ostküste dann Getreidefelder, Kartoffeln, Wiesen … alle reichen bis ans Meer. Kaum Menschen. Wir zuckeln gen Süden, etwas gelangweilt, weil uns nichts Spektakuläres aus der Trägheit reißt. Am südlichen Zipfel dann endlich ein Leuchtturm, der Lange Jan. Huuuh, großer Parkplatz, und zu später Abendstunde noch reichlich belebt. Der Leuchtturm liegt innerhalb des Naturschutzgebietes Ottenby. Hier rasten im Frühling und im Herbst Tausende von Zugvögeln. Von denen sehen und hören wir nicht viel, sicher auch dem menschlichen Ansturm geschuldet. Zuerst wundern wir uns noch über das platte Land, kein Baum, kein Strauch, bis auf ein kleines Wäldchen. Dann erfahren wir aber, dass diese Region seit Jahrtausenden durch menschliche Nutzung geprägt wurde und wird. Das Areal gehört heute zum Welterbe Agrarlandschaft Öland und die Flächen werden durch Schafe und durch Mähen offen gehalten. Ganz in der Nähe befindet sich die Domäne Ottenby. Hier wurde bereits zur Eisenzeit gesiedelt. Bereits im 13. Jh. urkundlich erwähnt, wurde das „Dorf“ im Jahre 1544 auf Weisung von König Gustav Wasa abgerissen und die Bauern auf der entstehenden königlichen Domäne zur Hofarbeit verpflichtet. Die Hofdienstpflicht wurde erst nach gut 200 Jahren wieder abgeschafft. Die Domäne ist heute staatliches Eigentum, mit Rindern und Schafen. Der Betrieb umfasst eine der größten und modernsten Milchviehherden Ölands. Genug mit Kühen und Schafen. Wir sehen noch zwei Damhirsche im kleinen Wald verschwinden, sie gehören wohl zu den Nachkommen der königlichen Jagdtiere.

Nach einer windigen Nacht an einem Traumplatz am Meer geht es für uns wieder gen Norden. Hier auf der Westseite der Insel wirkt alles wieder etwas beschaulicher und vor allem auch lieblicher. Wir rollen durch hübsche Dörfer, durch große Getreidefelder und Wälder, vorbei an den tollen 4-Seiten-Höfen, von denen die meisten wunderbar hergerichtet und saniert wurden. Die Hauptroute, die – 136 –, wird langsam voller, wir fahren an der Brücke nach Kalmar vorbei und treffen mit einem Strom an Autos in Borgholm, der Hauptstadt Ölands ein. Puuh, Ferien- und Sommertrubel. Unglaublich, wie sich hier alles ballt. Genauso sieht es rund um die Schlossruine aus, ein Bau, der Ende des 16. Jh. von König Karl X. Gustav in Auftrag gegeben, im Jahre 1806 bis auf die Kalksteinmauern fast vollständig abbrannte … und eigentlich nie vollendet wurde. Immer wieder gab es über die Jahrhunderte neue Pläne, doch letztendlich blieb dieser Klotz aus Stein. Erwähnenswert noch, dass sich hier, gleich nebenan, das Schloss Solliden, der Sommersitz der königlichen Familie befindet. Gegen ein Entgelt ist es sogar möglich, den Rosengarten mit seinen vielen Skulpturen zu besichtigen. Die Menschen strömen, wir nicht.

Stau in der kleinen Inselhauptstadt, schon verrückt. Kaum raus aus dem Gewusel, schon sind wir wieder allein, auf einer kleinen Küstenstraße mit steiniger und brüchiger Steilküste, kleinen Fischerhütten, die heute als Wochenenddomizile dienen.

Schon früh haben wir die Wanderschuhe geschnürt und laufen ganz allein an der Ostseite des Trollskogen. Ein leichter Windhauch weht über den steinigen Strand, dazu Sonnenwärme, unzählige Spinnenweben, ein paar zarte Vogelstimmchen und Kiefernduft. Die Kiefern direkt an der Küste sind nicht mehr nur eigentliche Windflüchter. Die Stämme der Bäume sind so verdreht und verbogen, doller geht es kaum. Dazu trifft man auf einige uralte Eichen, die sich knorrig im Wald behaupten, eine soll bereits über 900 Jahre alt sein. Anzumerken ist, dass sie vor nicht allzu langer Zeit „eingezäunt“ wurde, um Kletter- und Signatursüchtige auf Abstand zu halten. Noch ein paar Überreste eines Schiffswracks, ein paar Gräber aus der Eisenzeit, dann in der Ferne der Leuchtturm Langer Erik, und schon wandern wir wieder zurück durch den stillen Kiefernwald; begegnen jetzt sogar ein paar Menschen, ich glaube, es waren sechs. Ja, was haben wir zu sehen erhofft? Mehr Vögel, Baummarder, anderes Getier? Es war doch ziemlich still im stillen Wald.

Das Festland ruft. Noch einmal rollen wir an der Ostküste gen Süden, fahren dann wieder über die volle Brücke Richtung Kalmar und gleich weiter ins Glasreich. Nybro ist das Eingangstor dazu, doch es ist schon Nachmittag, die Läden der Glaswerkstätten schließen bereits und Uwe verwirft zusehends den Gedanken, doch noch eine Glasbläserei von innen zu sehen. Die Tage sind lang, die Sonne strahlt und wärmt ewig, wir fahren durch die Natur Schwedens, mit den mächtigen Eichen in dieser Gegend und natürlich den unendlichen Teppichen aus Blau- und Krähenbeeren. Da muss man einfach stehenbleiben und pflücken … auch nur so im Vorübergehen, eben einfach naschen.

Der Nachtplatz … ja, hier in Schweden kann man gut die Stay4Night-App nutzen … ja, er war voll ... und nur mit Deutschen. Scheinbar nutzen vor allem sie, wie wir auch, diese App. Man hofft auf einen geheimen, abgelegenen, verwunschenen Platz, doch oft weit gefehlt. Es scheint einen förmlichen Run auf diese Plätze zu geben. Nun gut. Wir werden uns auf dieser Reise damit arrangieren (müssen). Vorerst wieder leere Straßen, das ist also wirklich bemerkenswert und überrascht uns immer wieder … Über Vaxjö folgen wir weiter der Straße zum Store Mosse Nationalpark, dem größten Moorgebiet Schwedens und somit hoffentlich ein erstes Highlight (?) Na ja, wir sind nicht überrascht, als wir auf einem der Parkplätze eintreffen und auf volle Belegung stoßen. Vor allem Deutsche haben es sich mit ihren Campern und Wohnmobilen auf diesem kostenlosen 24 h-Parkplatz gemütlich gemacht. Hm, wir beschließen erstmal, ganz spontan auf die große, 12 km lange Hochmoor-Runde zu gehen. Kameras, Wasser, Snack, wir schleppen alles mit, man weiß ja nie, was einen so erwartet. Ich hoffe auf viele fleischfressende Pflanzen, sumpfiges Moor, Libellen und vielleicht auch Säugetiere? Doch das Moor ist knochentrocken. Wir trippeln über einen guten Holzbohlensteg dahin, schauen links, schauen rechts, lauschen in die Stille … nix. Links und rechts des Steges ein paar Tierspuren, Huftier, Raubtier? Oder sind letztere doch eher von den Hunden, die hier an der Leine mitgeführt werden können? Überall Schachtelhalm, kleine Birken, Moose, doch auch die sehen ziemlich vertrocknet aus. Wir marschieren weiter, immer noch die Kameras und das Fernglas im Anschlag, doch außer Raupen bekommen wir nix vor die Linse. Die Bohlenstege wechseln sich mit Waldwegen ab, unterwegs Hinweisschilder bzgl. des Vogelschutzes, Brutsaison von April bis August. Von den Vögeln hören und sehen wir nichts. Völlig verschwitzt und etwas enttäuscht kommen wir wieder am Landy an. Klasse, wenigstens kalte Dusche an Bord … danach verlassen wir, noch am frühen Abend, diesen kostenlosen Platz. Kaum wieder auf der Straße und aus dem Nationalpark raus … wir glauben es fast nicht … Kraniche mit ihren Jungen. Wir sehen uns bestätigt in unserer altbekannten Annahme … man benötigt keine Besuche von Schutzgebieten … wo man meist für Tierbeobachtungen auch nicht alleine ist … es gibt genug „restliche“ Natur mit großen und kleinen Highlights. Jetzt schnell noch ein lauschiges Plätzchen, ja, mit der App, suchen … die Plätzchen an den Ufern der vielen kleinen Seen sind belegt … nur deutsche Kennzeichen. Uns bleibt nur eine Anhöhe im Wald, mit Blick auf einen der Seen.

Der Regler des Solarpaneels bereitet Uwe schon länger Kopfzerbrechen. Doch schnell finden wir einen Laden, „Campout“, in Tenhult und schwups ist das Teil gewechselt und nun hoffen wir auf bessere Stromregelung. Wir steuern den großen Vätternsee an. Wollen wir eigentlich schnell durch Jönköping sausen, so verweilen wir dann doch einen Moment in dieser Stadt. Sonst wahrscheinlich allseits bekannt, für uns natürlich nicht … hier wurde das Streichholz erfunden. Schnell wurden diese kleinen Hölzer zum Exportschlager. Bis 1970 war das schwedische Unternehmen, heute Swedish Match, hier ansässig, im Jahre 1971 wurde die hiesige Fabrik jedoch geschlossen und beherbergt heute ein Museum. Es geht weiter durch Huskvarna, nordwärts entlang des Vätternsees, vorbei an riesigen Getreidefeldern, großen Bauernhöfen, bis wir nach lauter einsamem Dahinrollen plötzlich im touristischen Gränna landen. Wieder ein Hotspot, diesmal einer, der durch seine Süße die vielen Menschen anlockt. Denn hier wurde die bunte Zuckerstange „Polkagrisar“ erfunden. Zudem wurde der kleine Ort durch den aus Gränna stammenden Ballonfahrer und Polarforscher Salomon August Andrée bekannt. Doch eher scheint ersteres zu locken und so tummeln sich die Feriengäste auf den schmalen Fußwegen entlang der kleinen Hauptstraße. Überall Süßes, dazu Nippesläden, Café’s, Eisdielen. Wie war das noch mit CORONA? Uns kommt es immer wieder so vor, als gäbe es dieses „Ding“ hier gar nicht. Schnell ist man wieder aus dem kleinen Ferienort hinaus. Vor Vadstena scheren wir nochmals aus, drehen eine kleine Runde durch riesige Getreide- (also: Schweden kann sich mit Getreideprodukten wahrlich selbst versorgen) und Rapsfelder, natürlich auch hier die riesigen, meist modernen Bauernhöfe. Dann ganz unverhofft und unter dicken Eichen eine große Schiffsteinsetzung aus gewaltigen Felsbrocken.

In Vadstena beeindruckt das mächtige Schloss mit seinen runden Ecktürmen, das im Auftrag von Gustav Wasa in den Jahren 1545-1620 erbaut wurde. Natürlich gibt es drum herum wieder viel touristisches Ambiente. Und es geht touristisch weiter. In Motala treffen wir nun erstmals auf den bekannten Götakanal. Wir schauen eine Weile den langsamen Schleusungen der Boote zu, aber dann ist auch genug und wir folgen wieder den Wegen durch Schwedens Wälder. Ob wir mal einen kleinen See ganz für uns alleine haben werden? Ein Forstarbeiter gibt uns einen genialen Tipp. Wir folgen ihm und haben für die nächsten zwei Nächte einen Traumplatz ganz für uns allein. Morgendliche Schwimmeinlagen, der Dunst steigt langsam vom Wasser auf, Wasserläufer flitzen hin und her und der umliegende Wald spiegelt sich in der glatten Oberfläche. Und was bekommen wir gratis dazu? Lautstarke Kranichrufe … die Vögel stehen unweit von unserem Platz auf einem größeren Felsen. Wie toll ist das denn(?)

Raus aus dem Wald, wir fahren über sandige, steinige Pisten. Links und rechts kleine Häuschen, doch die Lieblichkeit der reetgedeckten Häuser des Südens ist schon lange verschwunden. Langsam wirkt alles nüchterner, teils auch heruntergekommener … bis auf die Schlösser und Gutshäuser, die oft versteckt in den Wäldern oder zwischen den großen Ackerflächen liegen. Schön für uns die Rufe der Kraniche, die uns jetzt täglich begleiten und meist auch in Kleinfamilie sichtbar sind.

Norrköping wollen wir nur durchqueren, doch wir stoppen. Sind erstaunt über das einstige Arbeitsviertel, das direkt am Wasser liegt. Einst trieben die Wassermassen die Maschinen der Papier-, Textil- und Metallindustrie an. Die sanierten Industriegebäude beherbergen heute Kinos, Theater, Büros, Wohngebäude und den Uni-Campus. Eine tolle Mischung aus Neu und Alt präsentiert sich hier.

Weiter Richtung Stockholm. Je näher wir der Stadt kommen, umso belebter wird es auf den Straßen. Dazu gesellen sich Straßenbahn-, Bus- und Zugverkehr. Großzügig sind auch die Radwege angelegt. Man muss auf alles höllisch aufpassen. Über die Stay4Night-App haben wir einen Platz direkt am Wasser auserkoren, um etwas länger in Stockholm verweilen zu können. Ups, alles scheint voll; doch dann sehen wir andere Camper auf einem Platz direkt an der Wasserkante … perfekt. Schnell ist ein 24h-Ticket für 15 Euro gezogen und wir können unseren Stadtrundgang beginnen. Die Altstadt (Gamla Stan) ist nah, also nix wie hin. Vorher verwickelt uns noch ein Frauen-Duo vom Aftenbladet in ein „Touristen-/Corona-Interview“, aber irgendwann ist auch gut. Die Altstadt ist Touristenmagnet, sogar zwei Fahrradgruppen von der angelegten AIDA strampeln an uns vorbei. Ja, Kreuzfahrten sind wieder angesagt, organisierte Stadtexkursion mit Mundschutz auch. Was uns hier in Stockholm auffällt, es wird gebaut, gebaut, gebaut. Große Gebäudekomplexe sind eingerüstet oder verhüllt, gewaltige Brückenkonstruktionen entstehen, die Innenstadt wirkt wie eine Großbaustelle. Das wir uns später auch in anderen größeren Städten begegnen. Wir kommen am Königspalast vorbei. Die Palastwache schreitet einsam dahin und wartet vielleicht sehnsüchtig auf Ablösung? Warteschlangen im Innenhof zwecks Besichtigung, das gleiche sehen wir vor dem Eingang der Rüstungskammer. Man hört ein Stimmengewirr, internationales Besucherspektrum. Wir spazieren weiter am Wasser entlang, an den Stegen liegen neue und alte Boote, an einem Kai liegen alte Kutter, die zu Hausbooten umfunktioniert wurden. Dann wieder Ausflugsboote, kleinere Yachten, Sportboote. Am Strandvägen protzen die hohen Häuser mit ihren Giebeln und Türmchen, auch hier werden Fassaden saniert. Uwe kann sich an diesen imposanten Gebäuden nicht sattsehen. In den Café’s und Restaurants tummeln sich die Menschen, gesehen und gesehen werden. Es ist tolles Wetter, da ist man eben draußen. Wir laufen durch die leeren, teuren Wohngegenden hinter dem Strandvägen und geraten zusehends in die Fußgänger- und Einkaufsmeile. Multikulti, viele Menschen, hohe Gebäude – alt und modern ‑. Trubel, Trubel, dicht an dicht … CORONA?

Zurück zum Landy, mit müden Füßen, hier an der Uferpromenade öffnen langsam die Restaurants am und auf dem Wasser. Es wird flaniert, gejoggt, Eis geschleckt. Na hoffentlich wird es nicht laut in der Nacht? Die Nähe der Lokale könnte es vermuten? Doch weit gefehlt. Es bleibt still, fast ruhig. Wir staunen immer wieder, die Schweden sind ein leises Volk. Man hört kein Geschreie oder lautes Diskutieren, selbst die Kinder scheinen mit dieser Stille aufzuwachsen. Keine Gehupe, Genörgel, wenn man zu langsam mit dem Auto unterwegs ist. Ob die Menschen die Stille und Ruhe ihrer umliegenden Natur mit der Muttermilch aufgesaugt haben? Ach ja, fast vergessen … besonders aufgefallen sind uns die viiielen E-Roller. Und sie werden wahrlich genutzt, Jung und Alt, alles rollert auf den breiten, gut erkennbaren und ausgebauten Wegen. Ja, auch so geht Mobilität in einer Großstadt. Hier haben Fahrrad und Co. sichtbar Vorrang.

Ganz anders sieht es in den Randgebieten der Stadt aus. Langsam zuckeln wir aus der Innenstadt, nüchterne, ältliche Wohngebiete begleiten uns. Es ist so ganz anders als das schmucke Zentrum, aber eben auch typisch für jede Großstadt. Überall auch hier Baustellen. Glauben wir nun, dass wir doch endlich aus den Gebieten der Sozialwohnungen hinaus und wieder auf dem platten Land sind … weit gefehlt. Neue Wohngebiete sollen und entstehen hier, breite Autobahnabschnitte, Bahntrassen sind im Bau, große Vergnügungs- und Freizeitareale werden angepriesen. Es kommt einem vor wie: „Wohnen auf dem Lande“ – mit Lebensqualität. Kurz darauf schließen sich Getreidefelder an, mittendrin große Gehöfte, Schlösser und dann wieder Wälder. Ganz unverhofft stoßen wir in der Gemeinde Forsmark auf ein Areal mit großem Herrenhaus und angrenzenden Gebäuden. Es stellt sich heraus, dass hier schon früh Eisen mit Hilfe der Wasserkraft geschmiedet wurde. – Forsmarks Bruk – ist eines der besterhaltendsten Baudenkmäler des Landes. Die Mühle wurde bereits 1570 von der Krone gegründet. Hier in der Gegend gab es Erzvorkommen und guten Wald- und Wasserzugang. In Forsmark konzentrierte sich die Produktion auf Roheisen (für den eigenen Schmiedebedarf), auf die Herstellung von Stangeneisen, aber auch Kanonenkugeln. In den 1620ern kamen die Wallonen mit dem Wissen, wie man Kohle produziert und Hochöfen baut, das führte zu einer anderen Energienutzung und zur Erhöhung der Stabeisenproduktion.

Ebenso beeindruckt sind wir von der Anlage mit Herrenhaus in Lövsta, ­ Lövsta Bruk –. Auch diese große Anlage ist wunderbar erhalten und saniert worden und beherbergt Museum, Café und Mitmach-Areal.

Wir zuckeln entlang der kleinen Küstenstraße Richtung Gävle, begegnen immer wieder historischen Stätten, aber auch zusehends mehr Autos und Campern. Hinter Gävle (hier verpassen wir wohl die schöne Altstadt und den Hafen) dann eine Tankstelle an der vielbefahrenen E4. Hier ist die Hölle los und scheinbar Treff- und Haltepunkt vieler Touristen. Hier ist also wieder ein Teil der sonst so „unsichtbaren“ Urlaubergemeinde. Schnell weg. Belohnt werden wir mit einem Platz an einem tollen Steinestrand, wiederum nur von Deutschen belagert (dank App).

Weg von der Küste, wir rollen durch unendlich scheinende Wälder, durch kleine Dörfer, in denen sogar noch Holzkohle per Hand hergestellt wird. Alte Tradition, die am Leben erhalten werden soll. Oh … Himbeeren, nehmen wir natürlich auch ganz nebenbei mal mit, wenn sie denn so am Wegesrand stehen. Durch Rättvik geht’s dann ziemlich langsam, besser gesagt, hier ist die Hölle los. Ja was ist denn los? Oldtimer, Oldtimer … kaum zu glauben, wie viele alte Ami-Schlitten sich hier versammeln. Und alle wollen bestaunt werden. Uwe würde auch gerne staunen, doch wir sehen keinen so richtigen Treffplatz, denn irgendwie cruisen und stehen sie überall in der Stadt. Und so trollen wir uns, wollen auch kein Corona-Wagnis eingehen. Wir erreichen Mora, hoffen, in einem der Geschäfte noch frischen Fisch zu ergattern, doch nix da. Tja, hätten wir mal besser ne Angel mitgenommen.

In den nächsten Tagen wollen wir uns vielleicht ein wenig im Sänfjället Nationalpark umschauen, denn hier rund um den gleichnamigen Berg (1278 m) sollen sich Bären tummeln. Hui, na das klingt ja wunderbar. Und so bleiben wir auf unserer Fahrt gen Norden in einem riesigen Moorgebiet stehen. Viele Wälder und Moore hier sind Naturreservate und wegen des vielen Wassers nicht befahrbar. Schon hier Hinweisschilder, dass sich hier Bären und Moorschneehühner tummeln sollen. Also Kameras parat halten. Vorerst hören wir jedoch nur die Kraniche rufen, sehen können wir sie nicht. Wir stehen im Moor, dazu noch Regen, ein älteres Ehepaar, das unweit eine winzige Hütte am Straßenrand besitzt, sucht einen Hund. Wir werden ihn einsacken, sollte er hier vorbeikommen.

Regen, doch Richtung Sveg lichtet sich der Himmel, in Sveg dann wieder unzählige Wohnmobile. Es wirkt wirklich schon skurril, die Nebenstraßen meist völlig leer und in den Städten Menschenansammlungen. Tja, der Mensch – das Herdentier.

Kaum verlassen wir den vollen, trubeligen Ort, schon werden wir von zwei, uns mächtig erscheinenden Rentierbullen ausgebremst. Wir müssen mehrmals hinschauen, denn sie sehen ungewöhnlich massig aus. Es kommt uns schon fast wie eine Genmanipulation vor, denn gewöhnlich sind Rentiere um einiges kleiner. Ein braunes und ein grau/weißes Tier, ihre Geweihe sind mächtig und sie benehmen sich wie untrennbare Geschwister. Wir staunen und beobachten, können uns einfach nicht sattsehen und machen hunderte von Fotos. Irgendwann reißen wir uns von der Szenerie los, noch 70 km bis zum Abzweig (Hedeviken), wo es dann zum Sånfjällmassiv geht. Der letzte große Parkplatz am Fuße des Berges ist gut gefüllt, Übernachten in Womos und Campern aber nicht erlaubt; trotzdem noch schnell ein paar Flyer besorgen, damit wir uns über die Gegebenheiten hier schlau machen können. Schon lesen wir von einer der bärenreichsten Gegenden Schwedens. Huh, na da sind wir gespannt. Wanderer kommen uns vom Berg entgegen. Der Tag war zwar recht kühl, aber ein bisschen fröhlicher könnten die Menschen schon schauen. Gab es etwa nichts zu sehen? Oder waren ihre Touren zu anstrengend? NUR todernste Mienen, das gibt es doch gar nicht. Wir verlassen erstmal diesen Parkplatz, verziehen uns in tiefere Lagen, denn es soll kalt und ungemütlich über Nacht werden. Am nächsten Tag entscheiden wir uns für was ganz anderes, als auf Bärensuche am Berg zu gehen. Wir rollen langsam über eine Schotterpiste, halten nach Tieren Ausschau, doch es bleibt still. Verrückt diese Stille im Wald, noch nicht einmal ein Vögelchen piepst. Wir wandern zu einem Wasserfall, „müssen“ sumpfiges Gelände umgehen, Moltebeeren naschen und schauen Greifvögeln bei ihren morgendlichen Runden am Himmel zu. Sogar Elchspuren sehen wir … das war’s dann aber auch. Zurück auf den Hauptweg, schon brettern erste Womos, Camper, Autos über die Piste. Huh, die wollen alle am Berg wandern gehen(?) Gut, dass wir uns dagegen entschieden haben. Wir zuckeln weiter über einsame Pisten, durch stille Wälder mit Pilzen, Auerhühnern und Ameisenhaufen. Unglaublich, wie viele Ameisenvölker es in Schwedens Wäldern gibt. Könnten sie laut sein, die Wälder würden von diesen unzähligen Krabbeltieren lautstark beben. Schon tauchen wieder Hinweisschilder wegen Elch und Bär auf. Wir sehen und riechen nix; keine Losung, keine Spuren, keine Kratzspuren an Bäumen oder aufgewühlte Ameisenhaufen, einfach nix. Weiter geht es, vorbei an Naturschutzgebieten, durch Wald natürlich, vorbei an stillen Seen mit Enten und Singschwänen. Und auch die Kranichrufe begleiten uns weiterhin. In Funäsdalen ist dann wieder Betrieb. Eigentlich ein kleiner, überschaubarer Ort, aber ein Wintersportort, mit Lift, Pisten … und nun scheinbar auch im Sommer ein Platz zum Wandern, Erholen, Shoppen, Relaxen. Jedenfalls ist hier richtig Trubel, die Hotels und Unterkünfte sind voll und Wohnmobile kommen und gehen. Noch überlegen wir, woher oder wohin sie alle wollen, doch spätestens auf unserer Weiterfahrt nach Norden wird es uns klar. Es geht von hier in die Fjällregion, mit wunderschönen Wanderrouten, und vor allem auch auf die Sommerweiden der Rentiere der Samen. Es geht bergan, die Landschaft wird immer reizvoller, Nadelbäume und Birken bleiben zurück, es bleiben robuster Wacholder und Bodendecker wie Blau- und Krähenbeere und Heidekraut. Wir haben tolle Sicht. Kleine Bäche durchziehen die Landschaft, Wollgras wächst auf den feuchten Plateaus und wedelt im Wind. Vereinzelt hören wir zarte Vogelstimmen. Und dann endlich … die ersten Rentiere. Natürlich bleiben auch wir wie kleine Kinder erstmal stehen, doch auf unserer Weiterreise werden uns noch unzählige Tiere vor die Nase laufen. Die Route bleibt wunderbar. Wir zuckeln über Ljungdalen, weiter nach Storsjö und Torsborg. Immer wieder neue Ausblicke auf dieser höchsten Pass-Straße Schwedens (974 m). Nach so viel Landschaftswechsel brauchen wir mal ein Päuschen; ein kleiner Seitenweg in den stillen Wald … huch, war da nicht gerade was? Na klar, ein junger Elchbulle steht mitten in dem Wäldchen, zwischen den dürren Baumstangen, und ist genauso aufmerksam wie wir. Nun versucht er auch noch, sich hinter einem dieser dünnen Stämme zu verstecken. Also neee, das wird doch nix. Kamera startklar, die Bilder gelingen, man weiß nie, es könnte ja der erste und letzte Elch auf unserer Reise sein. Auf der Piste Richtung Persåsen kreuzen nun beständig Rentiere unseren Weg. Sogar alte Almen mit kleinen Hütten und Kühen können wir hier oben sehen. Das Licht ist zauberhaft, die Gräser leuchten Rot im Abendlicht, wir finden einen friedvollen Platz in einer Wendeschleife im Wald, umgeben von Vogelgezwitscher, Blau- und Krähenbeeren und jungen Kiefern.

Nächster Morgen, Kälte, fast Null Grad, aber mit aufsteigender Sonne erwärmt sich die Luft schnell. Richtung Östersund werden wir dieses Mal nicht nur von Rentieren gestoppt, nein, auch ein Kranich-Elternpaar versucht, seinem Jungvogel das Fliegen auf der abschüssigen Straße beizubringen. Puh, so schnell kann man gar nicht die Kameras parat haben. Doch wir können die ersten Flugversuche aufs Bild bannen. Mit der Fliegerei klappt es nicht so wirklich, also erstmal wieder in die Büsche und in den Wald. Weiter nach Norden, auf der – 45 – wenige Autos, umso mehr Reisemobile. Kommen sie aus dem hohen Norden Schwedens oder von Norwegen? Kurz vor Strömsund biegen wir ab und fahren Richtung Gäddede. Erst noch ein paar Häuschen, dann nur noch Wald, Wald, Wald. Hier soll es zahlreiche Bären geben. Oha, wir lauschen, hören jedoch nur die Espen und Birken im Wind. Dann in der Uferböschung massenhaft Elchlosung. Mehr nicht. Der nächste Morgen beginnt zumindest mit Auer- und Birkhühnern. An den wenigen Häusern prangen zahlreiche Elchgeweihe in jeder Größe. Zumindest diese Population MUSS hier groß sein, doch wo stecken die Tiere? Uwe will noch tiefer in den Wald. Wir rollen über abgelegene Forstwege, immer wieder große gerodete Flächen, die zusehends wieder zuwachsen. Stundenlang schauen, lauschen, stehen wir, und dann … gaaanz frische Bärenlosung. Als wenn das Tier vor uns weggelaufen wäre. Das gibt’s ja gar nicht. Schon bin ich aus dem Landy, gehe der Spur nach und lausche in den Wald. Der Bär muss hier irgendwo sein. Warten, warten, warten. Wären wir in den USA oder Kanada, der Bär würde sicher wieder auf die Piste laufen. Hier passiert nix. Elchspuren sehen wir nun reichlich, dazu Spuren, die auf Wölfe hindeuten (wenn denn nicht Hunde in diesem abgelegenen Gebiet umherlaufen).

Auf der „Hauptroute“ nach Gäddede belebt sich die Straße immer mehr. Wohnmobile, Autos, Biker, es nimmt kein Ende. Gäddede selbst ist ein winziges, hässliches Nest mit Supermarkt, Tankstelle, hässlichen Wohnblöcken. Und es liegt ganz nah an der Grenze zu Norwegen. Ah ja, ein Grenzort, der nur als Servicestation seinen Sinn erfüllt, sonst hält es hier niemanden. Wir fahren gen Norden, wieder geht es aufs Fjäll, wieder auf eine Pass-Straße. Die Vegetation ist knochentrocken, auch die Rentiere scheinen sich woanders zu tummeln. Wir staunen über die Schneereste im Westen, in Norwegens Bergen. Und dann erreichen wir Lappland. Auch wenn wir hier vorerst keine Tiere sehen, zumindest die großen Gatter für den Zusammentrieb stehen schon parat. Hier sehen wir auch die ersten Rundhütten der Sami. Meist stehen sie neben den „normalen“ Wohnhäusern aus Holz und zeigen, dass hier auch Samen wohnen und leben. Wir kommen nach Fatmomakke. Dieser Ort ist ein ganz besonderer Ort der Sami, im Sommer treffen sich hier die Familien zum Mittsommerfest, gleichzeitig war und ist es einer der zentralen Plätze der Rentierzüge. Hier finden ihre Beerdigungen statt, werden Feste gefeiert, Traditionen gelebt. Gut 100 Kotas (Rundhütten der Sami) stehen hier im Wald verteilt, zu den Feierlichkeiten wohnen hier die Familien. Noch ist es früh, und wohl deshalb Stille im Dorf. Moment, was war das eben für ein Quietschen und Fauchen unter meinen Füßen? Noch mal zurück und nachschauen. Ahhh, da schaut doch ein Hermelin unter einer Steinplatte hervor, die über einem kleinen Bach liegt. Ha, das müssen wir uns genauer ansehen. Wir hocken, die Kameras im Anschlag. Nicht nur ein Tier lärmt jetzt unter dem Stein und im Grünen. Ein Fauchen, Zischen, Quietschen, Rundumschauen, Wegflitzen und wieder zurück. Traumfotos bleiben.

Rumpelige Pisten bis Sordele, dann weiter nach Arvidsjaur. Noch einmal gutes Internet. Nachdem in Funäsdalen die Buchversion „PANAMERICANA“ an die Druckerei raus ging, geht hier noch die Geldüberweisung über die Bühne. Nun sollte das Thema vorerst erledigt sein und alles gut werden.

Wald, Rentiere, Elchkuh mit zwei Halbwüchsigen; gepackt in 12 Stunden Fahrt von Arvidsjaur nach Kvikkjokk (hin und zurück ‑ da enttäuschend), weiter nach Jokkmokk (dem eigentlichen zentralen Ort der Samen. Hier begannen auch die Christianisierung und der Niedergang der samischen Kultur) und noch einige Kilometer auf der Piste zum Stora Sjöfallets Nationalpark. Wir kommen an drei großen Staudämmen vorbei; lange, breite Stromtrassen begleiten uns. Und wir sind müde, suchen ein kleines Plätzchen am Wasser, alles belegt, und wie. Wir brummeln, die Augen wollen auch nicht mehr … dann doch noch ein Platz, eh nur für geländegängige Fahrzeuge? Puh, der winzige Platz eigentlich schön, aber Mücken über Mücken. Wieder raus und letztendlich stehen wir neben einer Familie aus dem Oberallgäu. Wir haben kaum Muße zum Reden und verschwinden ziemlich schnell in unserem „Häuschen“.

Lange Fahrt, bis wir endlich in den Nationalpark einrollen. Die Wälder links und rechts sind felsig und mit uralten Kiefern und Birken besetzt. Die Felsen tragen wieder die wunderschönen farbigen Flechten, drum herum runden Moose und Beeren die Schönheit der Natur ab. Wäre da nicht die unendliche Stromtrasse, die beständig und parallel zur Straße verläuft. Das Wasser des großen Sees wird hier aufgestaut, auf der gegenüberliegenden Seite, zum Sarek NP hin, sind die Berge schneebedeckt, teilweise können wir riesige Gletscherzungen sehen. Der Wind pfeift ordentlich um die Ecken, trotzdem steigen Hubschrauber auf, um Menschen von oder auf die andere Seite des Sees zu bringen, wo sie in die unberührte Wildnis eintauchen oder auf dem berühmten Kungsleden wandern können. Wir genießen vorerst die Ausblicke auf die Berge, bis sich Uwe entschließt, doch auch ein paar Schritte auf dem berühmten Kungsleden zu tätigen. Ich kenne bisher nur einen Teil des südlichen Kungsleden, also, jetzt nix wie rauf auf diesen Teil in den Bergen. Schon geht es bergan. Für heute ist bereits Regen vorausgesagt, aber noch stehen die bedrohlichen, dunklen Wolken fern in den Bergen. Je höher wir kommen, umso spektakulärer das Panorama. Noch schwitzen wir, doch oben auf dem Plateau angekommen, pfeift der Wind und wir ziehen die warmen Jacken an. Mit dem wilden Wolken- und Sonnenspiel wirkt alles noch viel spektakulärer. Hier oben wachsen nun keine Bäume und Sträucher mehr. Immer wieder sehen wir Grüppchen oder einzelne Wanderer, die den Kungsleden mit großen, vollgepackten Rucksäcken ablaufen. Wer heute noch weit zu laufen hat, der sollte wissen, wo er ein regen- und windgeschütztes Plätzchen findet, denn die Regenfront sieht mächtig aus. Wir wandern noch ein Stück auf dem Plateau. Kleine Seen schlummern zwischen Beeren und Heidekraut, in der Ferne immer neue, meist schnee-, gletscherbedeckte Berge. Der Wind nimmt langsam zu, wir kehren um, genießen nun die Aussicht andersherum und sind schon jetzt zufrieden, dass wir uns ein wenig bewegt haben. Durchgeschwitzt kommen wir am Landy an, sind gerade geduscht, da fängt es heftig an zu schütten und zu stürmen. Na, wenn das kein Timing war. Noch schnell ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen suchen, doch das ist bekanntlich nicht so einfach.

Langer Weg zurück, bis wir wieder auf die – 45 – kommen. Noch einmal fahren wir in das hässliche Nest Porjus, das seine guten Zeiten schon lange hinter sich gelassen hat. Wir nutzen nur die Tankstelle und schon geht es weiter Richtung Norden. Noch überlegen wir, ob wir weiter nach Kiruna, oder sogar noch nach Norwegen auf die Lofoten fahren, doch die Wetteraussichten stehen auf Regen, Regen, Regen … und so schwenken wir im Skiort Gällivare gen Osten. Ja, und hier wird es still. Je weiter wir an die Grenze zu Finnland kommen, umso schlechter werden die Pisten, die Wälder scheinen noch unendlicher. Doch man muss nicht glauben, dass die Wälder hier unberührt sind. Nein, so etwas gibt es in Schweden nicht, auch wenn die Wälder manchmal undurchdringlich erscheinen. Die Wälder werden hier in großem Stil forstwirtschaftlich genutzt, bis in den hohen Norden. Die schlammigen Waldpisten verwandeln den Landy schnell in einen Dreckkarren, überall knirscht es, aber nun. Dazu lässt der Regen die Mücken- und Gnitzen- (Kriebelmücke)Welt erst richtig aufleben. Die Straßen Richtung Osten sind katastrophal und werden nun zusehends ausgebessert oder erneuert. Wir reihen uns zwischen den riesigen Trucks, die mit Eisenerz oder deren Endprodukten beladen sind, ein. Und sie rasen, wenn es denn möglich ist. Wir fühlen uns sofort an Chile erinnert … und staunen kurzzeitig, als wir die aktuellen Meldungen von dort lesen … die größte Kupfermine „ESCONDIDA“ soll mal wieder bestreikt werden. Es geht wie immer ums Geld … die Kupferpreise steigen, die Gewerkschaft fordert mehr Gewinnbeteiligung für die Angestellten … zu Recht. Und hier in Schweden? Schon lange wird hier in der Region Erzabbau betrieben. In Kiruna befindet sich das wichtigste und größte Eisenerz-Bergwerk der Welt. Dieses befindet sich jedoch in staatlicher Hand. Gut zwei Drittel der hier lebenden Menschen sind direkt oder indirekt vom Erzabbau abhängig. Doch wie lange reicht die Ressource noch?  Und wohin fahren die Trucks? Vielleicht nach Finnland? Denn auf dem Weg nach Haparanda sehen wir keine mehr.

„Vasikkavuoma“ – hier stehen wir nun, in einem sogenannten Mähmoor, dem größten in Norden, wenn nicht sogar dem größten in Europa. Seit mehr als zweihundert Jahren ernteten hier die Bauern der Gegend auf dem riesigen Moor Heu aus Schachtelhalm, Rohrkolben und Gräsern. Überall auf der riesigen Fläche stehen kleine Heuschober, gemäht wird gerade nicht. In den 1950ern stellte man die Heuernte ein, zusehends verfielen die Hütten und Schober. 1995 besann man sich dieser alten Tradition, begann mit der Restaurierung der Gebäude und nahm die Mahd wieder auf.

Immer noch trübes Wetter, wir sind fast allein auf der Straße. Hinter Pojala geht es nur noch südwärts, Richtung Haparanda, immer entlang des Torne Älv, einem der letzten Flüsse, die noch nicht vom Menschen gebändigt wurden. Stromschnellen, dann wieder seicht dahinfließendes Wasser. Oft kann man bis auf den Grund sehen. Immer wieder tauchen kleine Seitenarme und Inseln auf, verlangsamen das Fließen noch mehr. Der Fluss bildet hier die natürliche Grenze zwischen Schweden und Finnland.

Spannend wird es erst wieder an den Stromschnellen von Kukkola, den „Kukkolaforsen“. Hier rauscht das Wasser über die flachen Gesteinsbarrieren. Von den Ufern aus wurden hohe Holzstege über das Wasser gebaut. Schon lange gab/gibt es hier die Renkenfischerei … mit den großen Reusenkörben. Heute sehen wir die Männer mit riesigen Keschern und der Fischreichtum scheint kein Ende zu nehmen. Zack, zack, zack, schon ist der Kescher wieder voll, entleert und wird wieder durchs schnellfließende Wasser gezogen. Die Fische werden in der Zwischenzeit abtransportiert und landen sicher gleich in einem der nahen Restaurants in der Pfanne.

Haparanda, diese Stadt an der Flussmündung des Torne Älv, war vor allem im 1. WK von Bedeutung. Hier am Bahnhof kam es zum Austausch von Kriegsgefangenen und Verletzten, hier stiegen Lenin, die Zarenwitwe Maria Feodorowna, andere russische VIP’s, Schmuggler und Spione im besten Hotel, dem Haparanda Stadshotell, ab. Heute scheint die Stadt im Dornröschenschlaf zu liegen. Auffällig ist vielleicht noch die Eisenbrücke, die über den Fluss führt und die Gleise unterschiedlicher Spurbreite besitzt, einmal die europäische Normalspur und dann die finnisch-russische Spurbreite.

Wir rollen weiter nach Kalix, Luleå und bleiben kurz in Gammelstaden (von Luleå) hängen. Denn hier treffen wir das erste Mal auf ein sogenanntes Kirchendorf. Einst befand sich dieser Platz direkt an der Ostsee, heute ist Gammelstaden 10 km landeinwärts zu finden. Und das bedingt durch die beständige Erderhebung, die es auch weiterhin in Schweden gibt. Wir werden auf unserer Tour noch auf weitere Kirchendörfer stoßen. Sie entstanden um 1650 und dienten den Kirchgängern aus entfernten Regionen als Bleibe während der damals angeordneten/befohlenen Gottesdienste. Die Kirche selbst bildet das Zentrum, drum herum kleben die kleinen Häuschen förmlich aneinander, meist in Reih’ und Glied.

Was für ein Morgen an unserem, mühsam gesuchten, Übernachtungsplatz. Traumhaftes Licht, der Dunst liegt noch über dem angrenzenden Feuchtgebiet und wir haben bereits tierischen Besuch. Eine Elchkuh. Gemütlich grast sie direkt neben uns zwischen Weidenröschen, Hartriegel und hohen Gräsern. Wir müssen uns erstmal die Augen reiben, aber dann ist eine der Kameras gezückt. Die Fotosession kann beginnen. Und das Licht wird immer besser, das Tier präsentiert sich perfekt, in der Ferne hören wir die ersten wachen Kraniche rufen. Kleine Zauberwelt. Und es bleibt nicht der einzige Elch an diesem Tag. Treffen wir zuerst noch auf Singschwäne und Enten aller Art, so erwischen wir auf einer großen Wiese noch eine Elchkuh, die mit großem Abstand von einem Elchbullen verfolgt wird. Es gibt sie also doch, die Elche in Schweden.

Über Piteå geht es weiter nach Skellefteå, wo wir auf ein weiteres Kirchendorf stoßen, – Bonnstan –. Hier gefallen uns die aneinanderklebenden Häuschen schon viel besser. Liegt es daran, dass die Besitzer sie teilweise bewohnen, zumindest freie Zeit in ihnen verbringen? Da die Räumlichkeiten wirklich winzig sind, sieht man die Menschen auf den Treppen oder vor den Hüttchen hocken. Wir wagen kurze Blicke ins Innere, immer befindet sich eine Feuerstelle darin, in manchen Häusern sind die Wände bunt angemalt, in anderen mit hübschen Kacheln gefliest. Noch ein Esstisch mit Stühlen, und zumindest dieser Raum ist dann voll. Uwe möchte sich noch ein wenig in Skelleftehamn/Ronnskär umschauen, denn hier befindet sich einer der riesigen Erzverarbeitungsbetriebe, deren Material aus dem Inland herbeigeschafft wird. Doch wir kommen nur bis zum Eingangstor.

Einsamkeit, Meer, Seevögel … das finden wir auf einem Traumplatz im Naturreservat Bjuröklubb. Boah, ist das hier schön. Ich werde sentimental, Uwe lässt die Drohne fliegen, der wunderbare Sonnenuntergang rundet den Tag ab. Wir wollen hier nicht weg, drehen dann doch noch eine Runde über diese kleine Halbinsel und wünschen uns weiterhin Einsamkeit. Doch weit gefehlt … Bebauung, Häuser mit Traumplätzen direkt am Meer, für uns gibt es nun keinen Wasserzugang mehr. Also gut, und so begeben wir uns mal wieder auf die E4, die Schnellstraße, die die Menschen schnell von Süd nach Nord und umgekehrt bringt. Doch erstmal Stau, Baustellen im sumpfigen Gelände. Mit schwerem Gerät wir hier das Asphaltband geschaffen. Dann rauscht die Welt an uns vorbei, natürlich auch die Zäune, die das viele Wild von der Straße abhalten sollen.

Es geht weiter durch Umeå mit ihren schönen Villen und wunderbar restaurierten Backsteinbauten entlang der Uferpromenade. Dazwischen, gut integriert, moderne Gebäude. Noch einmal Stadt, jetzt ist es Örnsköldsvik, puh, komischer Name. Er leitet sich aber nicht von dem hier vorkommenden Adler (Örn) ab, sondern von einem gewissen Abraham Örnsköld. Wir cruisen einmal quer durch die Stadt, sehen die große Sprungschanze, moderne Glasbauten und natürlich die vielen Kräne im Hafen. Dann geht’s wieder in die Wälder, die aber hier, in der beliebten Urlaubs- und Freizeitregion „Höga Kusten“, erstaunlich dicht besiedelt sind. Wir nehmen deshalb wieder die „lauschigen Forstwege“, suchen nach schönen Plätzen an den versteckten Seen, aber vergeblich. Meist sind es Fußwege, nur für Angler, und im dichten Busch. Wir bleiben wieder einmal in einer Wendeschleife stehen, auf dem Berg, um uns herum gerodete Waldflächen. Von hier haben wir wenigstens Blick auf die schönen Seen. Schmetterlinge, Libellen, Singschwäne, Kraniche, Fuchs und Greifvogel, ein bisschen Natur, bis wir uns wieder ins menschliche Allerlei begeben. Angepriesene Touristenregionen werden belagert von Deutschen, Holländern, Schweizern, Österreichern; jede noch so kleine Nische ist von ihnen belegt. Schon sehnen wir uns in den hohen Norden zurück, denn da gab es dann doch vorrangig nur Schweden.

Weiter gen Süden. Uwe erwartet von Sundsvall nicht viel, doch dann sind wir beide ganz positiv von dieser schicken, kompakten Stadt überrascht. Große, alte Speicher von einstigen Kolonialhändlern sind wunderbar saniert und mit Glas kombiniert worden. Die kompakte Innenstadt, die Ende des 19. Jh. komplett abbrannte, strahlt nun mit ihren prachtvollen Gebäuden und den unzähligen Türmchen auf den Dächern. Auch diese Stadt ist multikulti, es gibt viel Industrie; in der Hafenregion wurde viel moderner Wohnraum geschaffen.

Noch einmal geht es auf die Schnellstraße E4, bis wir bei Njutånger endgültig die Küste verlassen und wieder ins Landesinnere fahren. Schnell haben uns Wald und ländliche Idylle eingeholt. Wir können nun wieder langsam vor uns hin zuckeln und die Gegend bestaunen. Und davon gibt es hier reichlich. Große Bauerngehöfte, Getreide- und Wiesenflächen begleiten uns, alles wird beschaulicher, wirkt zusehends aufgeräumter und gepflegt. Hinter Vallsta stoßen wir ganz unerwartet auf traumhafte Herrenhäuser, meist mit riesigen, alten Farmgebäuden auf „Stelzen“, auch diese meist in bestem Zustand. Besonders eine, nahe an der Straße liegende „Wasserkraftanlage“ aus dem 18./19. Jh. gefällt uns. Hier entlang des Voxnan nutzten die Menschen die Wasserkraft zum Dreschen, Mahlen, zum Quetschen von Flachs/Hanffasern, zum Sägen und zum Hacken. Es war ihre einzige Energiequelle. Durch diese Art der Arbeitserleichterung konnten sie die Produktion steigern und damit einen gewissen, sichtbaren, Wohlstand erreichen. Und wir sind absolut hingerissen, von der Schönheit der alten Herrenhäuser und den Farmgebäuden. Unser Weg führt uns weiter Richtung Orsa. Wir umrunden den gleichnamigen See, kommen aber nirgends ans Ufer. Weiter nach Malung, es soll DER Ort der Lederindustrie sein, wir sehen nichts davon. Und dann wieder Wald, Wald, Wald, kleine Seen und Hochmoore, Krüppelkiefern, Mücken. Natürlich finden wir auch hier wieder reichlich Beeren, leider keine Bären, bestaunen immer wieder die großen farbigen Flechten auf den Steinen und ebenso die vielfältigen Moose und das Rentiermoos. Uns erscheinen diese stillen Wälder Schwedens wie kleine und große Zauberwälder, denn hält man an … man hört nichts, außer vielleicht sein eigenes Atmen, die eigenen Schritte auf trockenem Rentiermoos, das eigene Beerenschmatzen.

Das Wetter bleibt nun unbeständig und es ist bedeutend kühler geworden. Richtung Vänernsee immer das gleiche Bild … Getreidefelder, Wiesen, Bauernhöfe … aber endlich mal ein paar Tiere. Füchse, Rehe, letztere bei der Paarung, die Böcke sind wie im Wahn und laufen den Ricken beständig hinterher. Einer der Böcke scheint wohl kein reelles Bild von einer Ricke zu haben und jagt beständig einen Fuchs. Oder will er doch nur sein Revier nicht teilen? Auf den Wiesen nun auch viele Gänse, wieder Kraniche, Falken. Zunehmend wird die Landschaft seichter, lieblicher, auch die oft großen, alten Eichen tauchen wieder auf. Bei Trollhättan queren wir den breiten Göta Älv und fahren kurze Zeit später in die königliche Jagddomäne Hunne- und Halleberg; zwei, aus der Landschaft rausragende Hochplateaus, deren Ränder steil abfallen. Wieder vollmundige Versprechungen, dass sich hier in den Wäldern unzählige Elche tummeln sollen. Huh, da müssen wir wohl aufpassen? Was wir sehen sind Zeichen von Holzeinschlag, dazu viele Autos, Touristen, Spaziergänger, Hunde. Wir bleiben an einem einsamen Platz für die Nacht, drehen am nächsten Morgen eine große Runde um einen nahen See. Es ist windstill, es tropft vom Himmel, zum Glück haben wir gleich die Regenklamotten angezogen. Stille auch im Wald, ein einsamer Angler, keine Wasser- oder Greifvögel, es ist schon wirklich sehr speziell hier in Schwedens Wäldern. Umso stiller es in den Wäldern ist, umso trubeliger ist es in Göteborg. Die Ferienzeit ist schon vorbei, die Menschen wuseln durch die Stadt, auch hier wird, wie in Stockholm, überall gebaut, gebaut, gebaut. Beständig müssen wir das eigentliche Zentrum umfahren, bleiben in kleinen Seitengassen stecken, müssen da irgendwie raus und andere Wege suchen. Für jede Straße, die direkt ins Zentrum hineinführt wird Maut kassiert, momentan 9 Kronen. Uwe ist das gerade egal, er will mit dem Landy hinein ins Zentrum. Doch der große Teil ist Fußgängerzone oder nur für Bus und Straßenbahn erlaubt. Wir müssen höllisch aufpassen, nicht den falschen Weg zu nehmen, müssen zunehmend lachen über die tausend Hinweisschilder, die man auf die Schnelle gar nicht lesen kann … verrückt. Irgendwann schaffen wir es aus dem Durcheinander dieser lebendigen Stadt. Die Küstenlinie am Kattegatt ist ziemlich bebaut, belebt, Urlaubsregion mit vielen Campingplätzen und Ferienhäusern. Wir finden in Morup trotzdem ein gutes Naturplätzchen am Wasser, mit Wasservögeln ohne Ende, Vogelschwärmen vor dicken Gewitterwolken und Seetanggeruch. Umso südlicher wir kommen, um so „edler“ scheint es zu werden, Pferde, Pferde, Pferde, Gestüte, Rennbahnen, alte Gutshäuser, Schlösser. Wir fahren Richtung Kullen und kommen ganz unerwartet in das alte Fischerdorf Arild. Wow, was für tolle alte Fischerkaten wir hier zu sehen bekommen. Mit Liebe hergerichtet und ausgestattet, mit leuchtenden Farben angestrichen und ebenso bunten Blumen drum herum „verziert“. Eine Augenweide. Später lese ich, dass Arild einer der besterhaltendsten Fischerorte Schwedens ist. Schon wieder fegt eine fette Regenfront mit heftigem Sturm heran, und dann prasselt es auch schon ans Auto … Natur, wie wir sie lieben … und wie wir sie seit Wochen nicht erlebt haben. Weiter nach Helsingborg, Uwe will partout nach Trelleborg zur Fähre, ich lieber über die Öresundbrücke nach Dänemark und dann von Gedser zurück nach Rostock. Wir wählen letzteres und stehen nun an einem unserer Lieblingsplätze in Dänemark. Zwar sind wir nicht ganz allein, aber der Wind, die vielen Wasservögel in der kleinen „Lagune“ und der traumhafte Sonnenuntergang entschädigen für die doch anstrengende und lange Tagesetappe. Noch ein bisschen Rotwein, und noch ein bisschen … dann fallen wir in tiefen Schlaf.

Früh morgens sind wir raus, die Gänse fliegen zu ihren Futterplätzen, die Schwäne schweben ein. Vogellärm vom Feinsten. Gänsesäger putzen sich im windgeschützten Flachwasser, ein Bauer fährt mit seinem Traktor quer durch die flachen Stellen, um auf der anderen Seite der „Lagune“ zu mähen. Verrückter Anblick. Für uns geht es langsam Richtung Gedser, wir bummeln noch ein wenig kreuz und quer durch die Landschaft und die mal schönen, mal hässlichen Orte. Zum Schluss müssen wir schon wieder Gas geben, sind einfach zu bummelig. Knapp zwei Stunden Überfahrt, und wir sind wieder in Rostock. Heimat.

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